Falling In Reverse in Köln

Band: Falling In Reverse
Location: Essigfabrik, Köln
Datum: 15.2.2015

FALLING IN REVERSE-Sänger Ronnie Radke wurde bekannt, weil er auf den ersten beiden Veröffentlichungen von ESCAPE THE FATE gesungen hat. Deren Debütalbum „Dying Is Your Latest Fashion“ war damals wie heute eines der besten Emo-/Post-Hardcore-Alben, die ich kenne. Nach viel Drama mit der alten Band und zwei Jahren im Knast gründete Radke FALLING IN REVERSE, deren Debüt „The Drug In Me Is You“ dort ansetzte, wo er mit ESCAPE THE FATE aufhörte/aufhören musste. Album Nummer zwei, „Fashionably Late“, war deutlich glatter und voller Keyboards und Raps. Hätte so nicht unbedingt veröffentlicht werden müssen. Dennoch war ich im Vorfeld der Show ziemlich gespannt, Radke endlich einmal live zu erleben und vielleicht sogar den einen oder anderen ESCAPE THE FATE-Hit mit der Originalstimme zu hören.

20.30 soll das Konzert laut Homepage der Kölner Essigfabrik beginnen. Als ich um 20.35 in die Halle komme, ist die erste Band JOY BECAME CLEAR gerade fertig und packt ihre Sachen zusammen. Nun habe ich ganze 45 Minuten Zeit mir das Kölner Publikum anzugucken, bevor (Möchtegern-)Rockstar Ronnie Radke und seine Band die Bühne betritt. Bedingt durch Karneval sind die Fans zum Teil verkleidet und zum Großteil angetrunken. Die Halle selbst ist nur zur Hälfte gefüllt, was sicherlich an Karneval liegt. Als dann endlich die Lichter ausgehen und die Musiker von FALLING IN REVERSE die Bühne betreten, bricht Euphorie aus. Als dann Radke mit etwas Abstand die Bretter besteigt, kreischen die Mädels in den ersten 20 bis 25 Reihen jedoch erst richtig los.

Mit dem neuen Song ‚God If You’re Above…‘ vom bald erscheinenden dritten FALLING IN REVERSE-Album „Just Like You“ geht es los. Der Sound ist leider nicht ganz ideal, da die Gitarren etwas voller klingen könnten. Allerdings bin ich über den guten Gesang von Radke erstaunt. Ich habe ehrlich gesagt befürchtet, dass er live die Töne nicht treffen könnte. Dafür enttäuscht er etwas bei der Performance: Die kompletten 70 Minuten besteht seine Show darin von einer Bühnenseite zur anderen zu laufen. Hier und da eine kleine Tanzeinlage oder mal das Mikrofon in Richtung Publikum halten, aber das war dann auch das höchste der Gefühle in punkto Performance. Da hätte ich ehrlich gesagt schon wesentlich mehr Pepp erwartet. Die Band scheint sich auch damit abgefunden zu haben, dass alleine Radke im Mittelpunkt steht und agiert beinahe ausschließlich im Hintergrund. Skuril ist hingegen, dass beim letzten Song des regulären Sets, ‚Alone‘, ein Rapper auf die Bühne kommt, der jedoch absolut keine Funktion hat, außer ein bisschen das Publikum zu animieren.

Auch wenn das alles etwas negativ klingt, macht die Show von FALLING IN REVERSE Spaß. Der Moshpit ist zwar klein, dafür aber fein. Das Publikum ist textsicher ohne Ende und singt lauthals mit. Ab Song 4 scheint auch Radke richtig Spaß zu haben und taut von Minute zu Minute mehr auf. Daher kommt es wohl auch, dass die Setlist der heutigen Show etwas länger ausfällt als von anderen Auftritten dieser Tour. Geboten wird ein guter Schnitt aus beiden Studioalben der Band. Im Zugaben teil gibt es sogar die beiden ESCAPE THE FATE-Kracher ‚Not Good Enough For The Truth In Cliché‘ und ‚Situations‘, welche beim eher jungen Publikum sehr gut ankommen. Für mich stellt dies sogar das Highlight der Show dar. Ich habe zwar ESCAPE THE FATE schon gesehen, aber halt nie mit Radke am Mikrofon und nach Jahren des Hörens habe ich mich an seine Stimme bei diesen Songs gewöhnt und finde alles andere zwar nicht schlecht, aber eben nicht so gut wie das Original. Zumal ESCAPE THE FATE selbst nichts mehr von „Dying Is Your Latest Fashion“ spielen.

Mit dem Glam Metal-beeinflussten ‚The Drug In Me Is You‘ verabschiedet sich FALLING IN REVERSE dann. Die Fans wirken begeistert und auch ich bin sehr zufrieden, wenn auch nicht ganz so überwältigt, wie ich es mir erhofft hatte.
Dafür hätte besonders Radke, der sich selbst als großen Star der Szene versteht, etwas aktiver sein müssen. Das Publikum hat er zwar total im Griff und gesanglich hat er ebenso wenig enttäuscht, jedoch müsste er sich etwas mehr bewegen. Besonders die härteren Nummern laden dazu ein.

Text (c) by Sebastian Berning, Muelheim

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